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DAS LEBEN IST EIN ÜBERRASCHUNGSEI...


Eigentlich wollten wir nur die anstehende OP besprechen und den Termin mit dem uns empfohlenen Chirurgen Dr. Haslik fixieren.

Da saßen wir nun..Andy und ich.

Etwas nervös und dennoch zielsicher war einer meiner ersten Sätze: "Am 14.11. möchte ich bitte die Brustentfernung durchführen lassen!" 

Wir haben ja bereits alles perfekt organisiert: Meine Schwiegermutter kommt aus Schweden, zwei Kangatraining Ausbildungen wurden abgesagt und alles andere rundherum wurde bereits perfekt organisiert. 

Zwei OP-Besprechungen hatten wir bereits hinter uns, jedoch mit einem anderen Arzt.

Dieser sah meine Brüste nur kurz an und meinte: "Das bekomme ich genauso wieder hin." Über Risiken wurden wir  kurz aufgeklärt und jedes Gespräch war in ca. 7 Minuten erledigt. 

Ganz anders war der Verlauf bei Dr. Haslik. 

Er interessierte sich nicht dafür, welche Krankenkasse ich habe bzw., ob ich eine private Zusatzversicherung habe, sondern wollte meine Brüste genauer untersuchen. 

Nach einem genauem Abmessen testete er das Gewebe zupfend ab und sagte uns: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht..."

Die gute Nachricht ist, dass ihre Brüste bis auf eine Abweichung von 1/2 cm perfekt sind und dass ihr Gewebe sehr straff ist. 

Mmmh...das find ich doch mal eine schöne professionelle Beurteilung meiner Brüste ;)

Die schlechte Nachricht ist, dass bei einer Brustentfernung wesentlich besser wäre, wenn sich die Oberhaut leicht ablösen würde und das Gewebe nicht so straff wäre. 

Zusätzlich ist das Brustgewebe stark mit der Haut verbunden, was eine Gewebeentfernung erschwert und ein Implantat eindeutig zu erkennen sein würde. 

Aufgrund der Form der Brüste wäre ein anatomisch geformtes Implantat nicht möglich, sondern müssten runden Implantate verwendet werden. 

Auch das Netz, welches mit der Brustmuskulatur vernäht wird, würde teilweise sichtbar sein.

Mmmhh...Also nichts mit: "Sie werden genauso aussehen wie jetzt nur nie hängen..."

 

Das Infektionsrisiko liegt bei 20 - 30 Prozent und im Falle einer Infektion müssten die Implantate entfernt werden, um dann innerhalb von 4 - 6 Monate die Haut zu dehnen und neue Implantate zu setzen. 

Zusammenfassend meinte er, dass er sehr gerne Brust-OPs durchführt, aber in meinem Fall die Brüste sehr ungern abnehmen würde, da ich sicherlich nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein würde. 

Außerdem würde ich auch nach der Brustentfernung noch in das Hochrisiko-Schema passen und müsste die engmaschigen Kontrollen genauso durchführen. 

 

Nun denn...soviel zum Planen.....

 

Ich muss zugeben, dass ich die hormonellen Nachwirkungen der ersten OP etwas unterschätzt habe und mir das rationale Denken dadurch etwas schwieriger fällt als normalerweise. 

 

Sowohl mein Mann als auch Dr. Haslik meinten, ich solle mir einfach noch ein paar Tage Zeit geben, und dann eine Entscheidung treffen mit der ich mich am wohlsten fühle. 

Es ist das Risiko einer Entzündung abzuwägen mit dem Risiko an Brustkrebs zu erkranken.

Hinzu kommt natürlich auch das optische Ergebnis, was mir jedoch nicht so wichtig ist...

 

Nachdem wir die Klinik verlassen haben und nach einer reichlichen Überlegungszeit von 20 Minuten entschied ich mich gegen den geplanten OP Termin. 

Ich werde nun alle 3 Monate eine Magnetresonanz machen und lernen, wie ich im Alltag die Brüste selber abtaste. 

Wenn ich merke, dass mich diese regelmäßigen Kontrollen allzu sehr belasten, kann ich noch immer zu einem späteren Zeitpunkt mich einer Brustentfernung unterziehen. 

 

Entscheidend für mich war auch, dass ich bereits 45 Jahre alt bin und keinerlei Fälle von Brustkrebs in meiner Familie meines Wissens nach vorgekommen sind. 

Bei BRCA1+ Patienten ist die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken am höchsten in jungen Jahren bis Mitte 30....und das habe ich ja bereits "zum Glück" überschritten.

 

Dabei war doch alles so perfekt geplant ;)

 

SCHAUEN WIR MAL WAS NOCH ALLES PASSIERT...

Eure Nicole


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Kommentare: 1
  • #1

    Renate C. Petri (Dienstag, 15 November 2016 21:02)

    Liebe Nicole,
    es ist berührend und klar, wie Du die Situation beschreibst! Die Entscheidung über die Wahl eines Arztes sollte man - das tu auch ich so am liebsten - nach Gefühl und Intuition entscheiden, wie man sieht, war es gut so! Du wirst es richtig machen, es hat sich in diesem Fall bewiesen, dass die erste Entscheidung, nicht immer die beste sein muss. Du bist auf dem richtigen Weg, da bin ich sicher!